Samstag, 18. Januar 2014

Dickes Deutschland / The Biggest Loser

Der größte Versager

Logo von "The Biggest Loser"
Nein, Verzeihung. Da hat sich doch glatt ein kleiner Übersetzungsfehler-Teufel à la "Come in and find out" (Douglas) eingeschlichen! Natürlich heißt "The Biggest Loser" eigentlich "Der, der am meisten Gewicht verliert, während ihn zwanzig Kameras beim Duschen filmen und ihn die schrecklich schlechten Moderationsversuche einer Kickboxerin mit Doktortitel beleidigen." Aber wahrscheinlich war Sat. 1 das zu lang, für einen Sendetitel, deren Zuschauer nach jahrelanger Abnutzung der Gehirnzellen, sowieso nur noch die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs besitzen. Also, für alle, die nicht wissen, was "The Biggest Loser" eigentlich ist:

"The Biggest Loser  ist eine deutsche Fernsehshow . Übergewichtige Kandidaten leben in einem Camp zusammen und wetteifern um den größten Gewichtsverlust. " - Wikipedia

Das Konzept ist dabei so einfach, wie billig:
"Bei „The Biggest Loser“ müssen die Kandidaten durch Sportprogramme und Ernährungsumstellung versuchen, in einem Camp so viel wie möglich abzunehmen. Zusätzlich können in Challenges und Wettspielen Vorteile für das wöchentliche Wiegen erworben werden.  " - Sat 1.


Zwei typische Kandidaten der Show
Doch wieso kommen wir so prüden Deutschen überhaupt auf die Idee, uns vor einer Kamera nackig zu machen und zu zeigen, was wir so alles zu viel auf den Rippen haben? Natürlich kennen wir Big Brother, das Dschungelcamp und co. Doch warum lassen sich übergewichtige Menschen auf eine öffentliche Zurschaustellung ihrer Fettleibigkeit ein, während sie im Interview immer wieder beteuern, wie unwohl sie sich in ihrem Körper fühlen? Ganz einfach: Der Traum vom großen Geld nebenbei. Denn der Sinn dieses ganzen Wettstreits ist ein ordentlicher Batzen Bargeld.

Das Konzept stammt natürlich, wie sollte es auch anders sein, aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Dort startete im Jahr 2004 eine Show unter gleichem Namen, mit demselben Prinzip.

Dabei ist Deutschland nicht der einzige Staat, der dem Modell nacheifert. Mittlerweile gibt es das Format in fast allen Industriestaaten der Welt. China, Frankreich, Australien und co sind sehr schnell auf den Unterhaltungszug der hohen Gewichtsklasse aufgesprungen.

Während also adipöse, kranke Menschen sich im Sand, unter der heißen Sonne, im wahrsten Sinne des Wortes "den Arsch abschwitzen", begaffen die wahrscheinlich genauso übergewichtigen Zuschauer wie sich Schweiß, Blut und Tränen auf den T-Shirts in Zeltformat der Kandidaten vermischen. Dabei machen sie sich eine Tüte Chips auf und versprechen sich: "So werde Ich niemals enden!"

Dabei sind bereits über die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland übergewichtig. Ein Viertel davon leidet schon an der als Fettsucht deklarierten "Adipositas". Was wir eigentlich nur aus dem Land der XXL- Portionen und "supersize" kennen, nimmt langsam aber sicher auch in Deutschland überhand. 
Wieso konnte es überhaupt soweit kommen, in dem so perfektionistischen und hart arbeitenden Deutschland?

60 Prozent der Deutschen bewegen sich nicht ausreichend, wie Francesco Branco, Ernährungsexperte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt. Auch der Bierkonsum in Deutschland spielt eine große Rolle, da das Getränk nicht sättigt, sondern nur überflüssige Pfunde bringt, laut Branco.
Die wenigsten Menschen in Deutschland achten aktiv auf ihr
Gewicht.
Die männliche Bevölkerung leidet mehr als die Frauen unter diesen Faktoren. Eine Studie des Tagesspiegels ergab: 52,9 Prozent sind übergewichtig, 22,5 Prozent leiden bereits unter krankhafter Fettleibigkeit. Bei den Frauen sind wenigstens nur 35,6 Prozent übergewichtig. (Was allerdings mehr an einem menschenverachtenden Schönheitsbild, als an gesunder Ernährung liegt, wie Ich vermute.)
Vor allem betroffen sind niedere Einkommens- und Bildungsklassen laut Branco. Diese überdurchschnittlich häufig auftretenden Gewichtsproblematiker sind wahrscheinlich das größte Publikum von "The Biggest Loser", laut Fernsehstudien des Spiegels.

Traurig ist das Schicksal vor allem dann, wenn Kinder betroffen sind. Laut einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts ist jedes 7. Kind in Deutschland übergewichtig.  15% der Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren leidet unter dem zusätzlichen Gewicht und zu wenig Sport. Bei einem Vergleich der Referenzwerte von 1985-1999 hat sich der Anteil der adipöser Kinder verdoppelt.

Während also die gesamte Familie vor dem Fernseher sitzt, und sich The Biggest Loser ansieht, entfremdet sich jeder übergewichtige Zuschauer von seinem Problem, genau entgegengesetzt zur scheinheiligen Logik der Sendung. "Menschen mit Übergewicht, die das sehen, sollen sehen, das sie auch abnehmen können und müssen!" sagte eine der netten Mitstreiter in der letzten Staffel.
Doch diese Rechnung geht leider nicht auf, denn solange alle auf der Couch herumlümmeln, wächst der Fettberg kontinuierlich an.

Wie wärs also mal mit einer anderen Art "smart tv"?
"Du hast dich nicht ausreichend bewegt heute, Gerät schaltet sich nun aus."

Vielleicht dreist und ein Eingriff in die Privatsphäre, doch so wie es die derzeitige Entwicklung zeigt, der einzige Weg.
Aber Gott sei Dank, profitieren Nahrungsmittelindustrie, Fitnessstudios und Fernsehbetreiber von ihren fetten Zuschauern, was abnehmen sowieso kontraproduktiv macht.







Q: www.ifb-adipositas.de / www.biggestloser.com / www.bmg.bund.de






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