Mittwoch, 22. Januar 2014

Prokon: "Es ist Zeit, etwas zu verändern, aber das lohnt sich offensichtlich nicht!"

Wer braucht schon erneuerbare Energien, wenn man doch auch einfach sein eigenes Kraftwerk im Keller bauen kann, wie Gregor Schildt? Ganz einfach: Jeder, der keinen Bock hat 20 000€ zu investieren.

Doch obwohl Deutschland auf Erneuerbare Energien setzt, und Mutter Erde uns das mit Sicherheit im Stillen dankt, hat das ganze System des "Grünen Deutschlands" auch Nachteile.

Ein gutes Beispiel dafür ist Prokon.


Wer regelmäßig in Großsstädten unterwegs ist, kennt Prokon wahrscheinlich schon eine Weile und ist jetzt vielleicht überrascht, wenn es heißt, der Windparkbetreiber sei insolvent.
Mit dem Slogan "Es ist Zeit etwas zu verändern... und das lohnt sich!" und unrealisierbaren Wunderzinsen warb der Konzern für die eigenen Projekten zur Energiegewinnung. Überall prangten Werbeplakate, die Prokon als großen Anführer der Energiewende auszeichnen sollte.

Mehr als 75.000 Anleger glaubten dem Versprechen und investierten rund 1,4 Milliarden Euro. Prokon baute hunderte Windparks, Biomasseanlagen und produzierte Biodiesel. Nun ist das Unternehmen insolvent und es ist eigentlich klar, dass von dem Geld der Anleger kaum etwas wieder zu Tage kommt.

Prokon sagte selbst, wenn mehr als 5% der Anleger ihr Geld abziehen, droht die Insolvenz. Ein unglaublicher Vertrauensbeweis sagen die einen, dreiste Erpressung sagen die anderen. Ich sage: Armutszeugnis. Wenn ein Konzern wie Prokon, der in den Medien so hoch pokert, plötzlich bettelt, ihn künstlich am Leben zu erhalten, wie eine sechsfach überfahrene Katze, kann das Ende nicht mehr weit sein. Da nützt dann auch die größte Finanzspritze nichts mehr.

Trotzdem zeigte die Drohung anscheinend Wirkung, denn nur 7,4 % haben laut Prokon gekündigt. Wie gut man diesen Zahlen vertrauen kann, bei der Transparenz bezüglich Investitionen und Gewinnen vergleichbar mit der Durchsichtigkeit einer Backsteinmauer, ist fraglich.

Aber die größte Frage ist: Wieso vertrauten tausende Menschen einer Firma, die mit ihrem Geld und damit auch mit ihnen derart Schlitten fährt?
Für die Öko-Fanatiker unter ihnen ist Prokon kein Unternehmen sondern eine zweite Kirche. "Lass uns die Welt retten, koste es, was es wolle!" Carsten Robertus agiert hier als eine Art Guru, der in eine glückliche Zukunft führen soll, in der radioaktive Stoffe nicht existieren, wir alle in kleinen Holzhütten leben und vegan leben. (Verzeiht die Hyperbel, erschien mir hier aber notwendig, um den Sachverhalt klar darzulegen.)

Das Finanzprodukt von Prokon ist kaum überwacht, was den Konzern mit Hilfe der gutgläubigen Anleger zu einer Finanzkatastrophe macht.

Obwohl Warnsignale schon seit Gründung (Mitte 90er Jahre) wieder und wieder von Finanzexperten aufgegriffen wurden, wurden sie allesamt ignoriert. Denn Prokon verspricht Welt und Wunder und ein Erfolg der einfach zu gut ist, um wahr zu sein.


Der Gründer, Carsten Rodbertus und seine Idee: "Möglichst vielen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft eine Beteiligung am Erfolg der Erneuerbaren Energien zu ermöglichen".
Er selbst hatte zum Zeitpunkt dieses Statements bereits Windräder auf seinem eigenen Acker postiert und gründete die Firma Prokon zur Umsetzung seiner PROjekte und KONzepte in größerem Maße.

Die Idee an sich klingt gut, die Ausführung schien denkbar einfach. keine horrenden Provisionen oder Ausgabeaufschläge, noch nicht einmal Depotgebühren. Anlegen waren schon ab 100 Euro möglich und die Beteiligung schien ebenfalls dem "Hippie-Öko"-Gedanken entsprungen sein: Niemand kann mehr als das Hundertfache eines Durchschnittsanlegers investieren.
Das hat zur Folge, das Prokon vorallem durch Kleinanleger finanziert wird, die es nicht wirklich juckt, wenn 100 Euro in den Sand gesetzt wurden.
Wahrscheinlich war auch das Sinn hinter dem Prokon Finanzkonzept.

Doch das dahinter eine eiskalte Masche steckt, vermuten wohl die wenigsten. Denn wer die Welt retten will, kann doch kaum ein Betrüger sein?

Die Insolvenz, gepaart mit unrealistischen Gewinnen und einer undurchsichtigen Finanzpolitik zeigt etwas anderes. Und wären nicht alle Anleger so leichtgläubig auf die Idee hereingefallen und hätten sich, wie bei jedem anderen Unternehmen, gefragt was dahinter steckt, wäre ihnen gleich aufgefallen: Prokon ist eine Windkraftgranate mit gezogenem Stift. Die Frage war nur, wann und wo sie hochgeht.



Quellen:

Süddeutsche.de ("Aus der Traum von der ethisch korrekten Geldanlage") 22.1.2014
Deutsche Anleger Stiftung Schutz für geschädigte Kapitalanleger, abgerufen am 14. Januar 2014.
Stiftung Warentest: Finanztest 6/2011
www.prokon.de am 22. Januar 2014.

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